Geschichte der Familie Sojer

Geschichte der Familie Sojer

Veröffentlicht am 07.12.2023 von Stefan Kranebitter

»Gereift über Generationen«

Alles begann 1903. Und damit, dass sich die Milchbauern der Gemeinden Steeg und Hägerau zusammenschlossen, um eine Käserei zu errichten. Sie wollten selbst in der Hand haben, wie die Milch, die ihre Qualität aus den umliegenden Wiesen und Almen zieht, weiterverarbeitet wird. Die Errichtung der Käserei ist die Geburtsstunde eines Femilienbetriebs, der heute – über ein Jahrhundert später – 1,5 Millionen Liter Heumilch jährlich in Käse verwandelt.

Die Naturkäserei Sojer © Ratko

Nach der Fertigstellung des Gebäudes gründeten die Bauern eine Genossenschaft. So produzierten sie jahrelang mit der Milch der Region, Käse für die Menschen in der Region. Die Nachfrage stieg. 1955 pachtete der Milchkäufer Michael Sojer mit seiner Frau Leopoldine die Sennerei. Er beginnt sofort damit, die Produktion zu vereinheitlichen und experimentiert mit neuen Käsesorten. Seine Ideen tragen Früchte. Das Geschäft entwickelt sich zu einem rentablen Unternehmen. In den Sechzigerjahren beutelt den Familienbetrieb allerdings ein Schicksalsschlag. Ein Feuer vernichtet große Teile der Anlagen. Michael und Leopoldine stehen vor den Trümmern ihrer Existenz. Mit Hilfe der Genossenschaft schaffen es die Zwei dann aber, die Sennerei in zwei Monaten wieder aufzubauen. Sie produzieren weiter.
1980 übergibt der Vater Michael seinem ältesten Sohn Bruno und dessen Frau Marianne den Betrieb. Hochmotiviert renovieren beide noch im selben Jahr die Käserei. Alte Käsekessel werden durch neue aus Kupfer ersetzt. Das sorgt zum einen für absolute Keimfreiheit. Und zum anderen dafür, dass sich die Käser auf ihre Kernkompetenz konzentrieren können: Ein ehrliches, regionales Produkt in höchster Qualität zu produzieren.
Im Zuge der Modernisierungen kommt Marianne dann noch eine Idee: Warum Käse und Molkereiprodukte nicht direkt an die Gäste weitergeben? So können alle den Käse an seinem Entstehungsort genießen. Bruno errichtet deswegen direkt neben dem Produktionsraum die »Milchtrinkstube«. Ein Treffpunkt, wo sich seitdem die Generationen über Käseplatten beugen und austauschen.
Anfang der 90er-Jahre ist der stetig steigende Tourismus für weitere Optimierungen ausschlaggebend. Die Käserei übersiedelt 1996 in das angrenzende Gebäude. So kann Bruno mehr Käse herstellen. Und Marianne mehr Gäste bedienen. Im Mai 2012 findet dann ein erneuter Generationswechsel statt. Bruno und Marianne übergeben ihrem Sohn Kurt und dessen Frau Daniela den Betrieb. Wobei Marianne die beiden nach wie vor auch mit ihrem über Jahrzehnte gereiftem Wissen tatkräftig zur Seite steht.
Auch Kurt und Daniela sind voller Tatendrang und Motivation. Mit der Unterstützung der Bauern und Förderern der Region verwirklichen sie 2020 ein großes Projekt: Die Installation neuer Verpackungs- und Abfüllanlagen. Sowie die Errichtung größerer Käsekeller und Produktionsräume. So haben die Sorten »Lechtaler Camembert«, »Brie«, »Lechtaler Roquefort« sowie der »Alpengold« noch mehr Zeit zu reifen. Heute leitet Kurt gemeinsam mit seinem Sohn Philip in vierter Generation den Betrieb. Philip ist damit das vorerst letzte Glied in einer Kette, die ein Gedanke verbindet: Ein hochwertiges und nachhaltiges Naturprodukt mit den Mitteln der Region zu erzeugen. Und auch wenn sich die Zahlen rund um den Käse im letzten Jahrhundert ein wenig nach oben verschoben haben – heute liefern täglich 17 Bergbauern und 5 Sommeralmen die frische Heumilch. Nach all den Modernisierungen und Umbauten, nach all den Rückschlägen und Weiterentwicklungen, zeichnet den Familienbetrieb nach wie vor der Grundgedanke des Anfangs aus: Mit Sorgfalt und im Einklang mit Natur und Mensch ein Produkt zu schaffen. Ein Lebensmittel, für das es sich zu warten lohnt.